Einfache Antwort: Zunächst ja! Die EZB tut alles, damit billiges Geld zur Genüge zur Verfügung steht. Wir bewegen uns praktisch am absoluten Tiefpunkt - und da die Banken auch etwas verdienen wollen geht es kaum noch tiefer. Die spannendere Frage ist jedoch - wie lange bleibt das noch so???
Die Frage kann mit Sicherheit keiner genau beantworten. Fakt ist, die EZB hat zur Zeit wenig Spielraum, die Zinsen wieder zu erhöhen bzw. das Geld wieder knapper zu machen. Dazu geht es vor allem den südlichen Ländern einfach noch zu schlecht. Die niedrigen Zinsen helfen den nationalen Haushalten, überhaupt über die Runden zu kommen - eine Zinsanstieg würde sowohl der Konjunktur als auch vielen nationalen Haushalten schaden.
Wie so oft gibt es aber auch in dieser Sache ein Aber! Europa driftet immer weiter auseinander:
- Großbritannien grüßt mit dem Brexit
- Die osteuropäischen Staaten profitieren gern von der EU - halten aber nichts von der gemeinsamen Solidarität, wenn es z.B. um Flüchtlinge geht
- In den Niederlanden, in Frankreich - auch in Österreich stellen die Anti - Europa - Parteien schon die stärkste Kraft
- Die Staaten in Süd-Europa schwächeln weiter - ein Ende ist nicht in Sicht
Der letzte Punkt kann m.E. in nicht all zu langer Zeit zu einem Umdenken führen und kann einen bedeutenden Einfluss auf die künftige Zinsentwicklung haben. Der Grund ist, dass die wirtschaftlich schwächeren Länder unter dem starken Euro leiden - der Euro ist für sie viel zu starkt - damit sind sie nicht konkurrenzfähig. Die EZB kann machen was sie will - mit ihrer Politik des billigen Geldes kann sie diesen Ländern trotzdem nicht nachhaltig helfen.
Deswegen werden Gedanken, die früher immer ignoriert wurden, jetzt stärker denn je diskutiert. Konkret geht es um ein Europa der zwei Geschwindigkeiten. Zu viele Staaten sind viel zu schnell eingebunden worden - nicht nur als Mitglied der EU (wie sich die EU politisch verändern muss ist ein Thema für sich), sondern auch als Mitglied der Euro-Zone. Z.B. werden Stimmen laut, dass es einen (starken) Nordeuro geben sollte und einen (schwächeren) Südeuro. Damit würden schwächere Länder wie Griechenland, Spanien und Portugal wirtschaftlich wesentlich entlastet werden, da Sie wieder bessere Chancen bekommen, Ihre Waren in Europa und der ganzen Welt abzusetzen. Erst wenn sie die Wirtschaftskraft der anderen Staaten wieder erreicht haben, können Sie wieder anschließen an die frühere gemeinsame Währung.
Der Umkehrschluss wäre - es gäbe dann auch keinen Grund mehr für die EZB die Nordeurozone mit billigem Geld zu fluten - die haben das (zumindest im jetzigen Maß) gar nicht nötig. Es würde wieder "Normalität" einziehen können - die Zinsen folgen wieder mehr dem Zyklus von Angebot und Nachfrage und die EZB kann wieder eingreifen, de nachdem, wie sich die Konjunktur und die Inflation entwickeln.
Das würde für den Kreditnehmer bedeuten, dass diese wieder mehr Zinsen zahlen müssen - im Gegenzug würden auch die Sparer auch wieder Zinsen bekommen - je nach Marktlage - mal mehr und mal weniger.
Insofern sollte man sich nicht all zu sicher fühlen dass die niedrigen Zinsen immer so anhalten. Oft kommt es schneller als man denkt und man wird von den Ereignissen überrascht. Auf jeden Fall muss sich was tun - und ich bin sicher, es wird sich was tun!
Deswegen halte ich meinen bisherige Empfehlung auch weiter aufrecht:
Man sollte seine jetzige und künftige Finanzierungen immer gut absichern gegen mögliche zukünftige Zinsveränderungen - einmal durch eine lange Zinsfestschreibung - und zum anderen durch den Einbau von Zinssicherungs-Instrumenten.
Durch meine Varianten-Vergleiche finden wir sehr gut heraus, welche Strategie für Sie davon die Günstigste ist.
Für diejenigen, die finanziell auf sehr sicheren Füßen stehen sind freilich wieder andere Strategien denkbar, indem das derzeit günstige Zinsniveau so lange wie möglich genutzt wird durch günstige variable Kredite, die erst dann länger festgeschrieben werden, wenn das Zinsniveau wieder steigen sollte. Das muss aber individuell geprüft werden, ob das sinnvoll ist.
Wie man sieht benötigt jeder seine eigene Strategie - gern unterstütze ich Sie, damit Sie die für Sie beste Strategie finden.
Teilen Sie mir Ihre Meinung zu dem Thema mit - ich freue mich auf einen regen Meinungsaustausch...
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